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Sommerfrische "Alt" Semmering "Neu"

 

Fünf *****Sterne vom Himmel 

Der ehrgeizige Anspruch von einigen derzeitigen Hotelbesitzern und -Betreibern am Semmering mehrere Fünf Sterne GrandHotel Luxusressorts im Zeichen des Etikettes “Sommerfrische Neu” zu starten erinnert an den seinerzeitigen selbstbewussten Ausspruch der ukrainischen Investoren aus dem Semmering “ein zweites St. Moritz zu machen” später vom vorigen Bürgermeister zu “wenigstens Kitzbühel” abgeschwächt. St. Moritz in der Schweiz und der Semmering in den Wiener Alpen lassen sich genausowenig vergleichen wie das aus Davos entlehnte Sujet des “Zauberbergs” auf den Semmering übertragen. Das nach mehr als 10jähriger ukrainischer Ära mit Ausnahme eines einsamen Kultursaales und einer stilunsicher goldbestückten Fassade noch immer vor sich hinschlummernde Panhans sprechen eine deutliche Sprache und beweisen dass schöne Worte nicht immer wahr sind, und wahre Worte nicht immer schön.

Der Semmering war vor mehr als hundert Jahren eine erstklassige und elitäre Destination mit Vorbildwirkung und Wegbereiter für andere. Eine unglaubliche Pionierleistung und Prägung eines damals unvorstellbaren Urlaubsmusters. Die Sommerfrische Alt war die einzige über die Eisenbahn leicht erreichbare Rettung aus der staubigen und stickigen Großstadt Wien. “1000m über der Stadt” lag damals das Sehnsuchtsparadies für den betuchten Gast in den GrandHotels und den einfachen Leuten in der “Jubelhalle” gleichermaßen, eingerahmt von endlosen Wäldern, frischer Luft und dem einzig wahren Kaiser, dem Schneeberg. Alternativen dazu gab es zu dieser Gründerzeit keine. Wo viel Licht ist aber auch viel Schatten, und der folgte nach einigen Auf und Abs und dem anfänglichen euphorisierenden Glanz in raschen Schritten wie ein Naturgesetz, verursacht durch den Zerfall des alten Kaiserreiches, zweier Weltkriege, Weltwirtschaftskrisen, in jüngster Zeit durch den weltweiten Covid-Virus, sowie den am Semmering jederzeit allgegenwärtigen Spekulanten. Die Welt ist heute nicht mehr die gleiche wie vor 100 Jahren oder länger.

Man muss heute zur Kenntnis nehmen dass sich seit der Glanzzeit des Semmmerings und den seinerzeitigen Beherbergungsrekorden vieles drastisch verändert hat. Die damaligen Rahmenbedingungen, gesellschaftliche Vorlieben, Gästeschichten, Urlaubsgewohnheiten, Reisemöglichkeiten, und sogar das Wetter mitsamt der Schneelage haben sich heftig und irreversibel geändert. 

Sommerfrische als Urlaub ist am immer ausgesprochen frischen, sprich kalten und wetterlaunigen, Semmering längst Geschichte, eine Erinnerung an die “gute” alte Zeit, und kann den heutigen Ansprüchen längst nicht mehr gerecht werden.

Diese unvermeidbaren Änderungen verlangen nach einer neuen Denkweise und Anpassung neuer Hotelprojekte weg vom seinerzeitigen luxuriösen Grandhotel in Richtung Kultur- und Eventhotel, Sport- und Golfhotel, Seniorenresidence oder das von der “Klinik Bavaria” angestrebte Rehab, um heutzutage eine realistisch machbare Chance für einen Semmering “Neu” zu haben.

Das Rad der Zeit lässt sich nicht mit einem inhaltsleeren Slogan “Sommerfrische Neu“ zurückdrehen. Im Vergleich mit anderen Urlaubsorten ist der Semmering ehrlicherweise heutzutage im LuxusSegment kaum mehr konkurrenzfähig. Das Angebot des Schigebietes (zu klein, mangelnde Schneesicherheit), Golfplatzes(nur 9Loch nur für “Gemsen”), Wanderungen (entlang der Bahn, aber keine prestigeträchtigen 3.000er) lässt sich nur geringfügig verbessern oder attraktiver gestalten, und liegt unter dem Durchschnitt anderer heute begehrter und attraktiver Urlaubsorte. Niemand kann den Sonnwendstein höher kurbeln nur um einen 4.000er alá Matterhorn als Anziehungspunkt in der Gegend zu haben. Kein Investor kann den Hirschenkogel auf ein schneesicheres Niveau alá St. Moritz (1.800/1.900m) anheben, um den Gästen romantische “Weiße Weihnachten” zu bieten. Weder ein Milliardär noch ein Spekulant kann den Golfplatz einebnen und auf 18 oder sogar 27 Loch auswalzen alá Lienz/Osttirol, damit man ein schönes Spiel gewinnt.

Der Semmering “Neu” sollte sich auf seine ursprünglichen Qualitäten wiederbesinnen, die einzigartig sind und kein anderer Prestigeort aufweisen kann, eine harmonisch in die Landschaft gestreute mit ein paar Stilhotels verzierte Villenortschaft eingebettet in endlose Wälder, wo jedes Haus und jeder Gast noch in sanfter Erholung auf- und durchatmen kann, entschleunigt vom huzzle n’buzzle und schicki-micki anderer Nobelorte, begleitet von der Kennmelodie der in die Landschaft verwobenen Eisenbahn, die aus ein paar unschuldigen Bauernhäusern einen neuen Ort begründet, zum mondänen Kurort stilisiert hat, und ihn sogar mit dem Status einer Welterbestätte “Semmeringbahn” (Slogan “ins Welterbe einfahren”) gestempelt hat. Wer sonst hat das schon anzubieten ? Niemand, gerade daraus kann man die Stärke des Semmering ableiten indem man sich auf seine wahren Werte besinnt.

Der Traum von unrealistischen Gästezahlen gedankenlos kopiert von den häufig zitierten Luxusorten Zermatt und St.Moritz ist sehr einseitig und nur die halbe Wahrheit. Luxus hat seinen Preis, vor allem für die Einheimischen die Fremde in ihren eigenen Orten geworden sind, begleitet von dichter Verhüttelung mit ewig uniformen Hotelkästen, alles wie ein Hochwasser überflutenden Gästeströmen, und vor allem verlorene Lebensqualität. Das hat seinerzeit in der ersten Glanzzeit der Semmering - Erfinder Franz Schönthaler erkennen müssen, der seinen mit Gästen und Kutschen überfüllten Semmering nicht mehr erkannt hat, seine Parade - Villa (heute EventResidenz Land NÖ.) nach ein paar Jahren verkaufte, und ins ruhige Gutenstein geflüchtet ist “Man war nicht mehr allein, der Zauber war dahin.”

 

Kultfrau Alma hat es umgekehrt ausgedrückt “Endlich bin ich befreit von den vielen Menschen” als sie ihre abgelegene Villa am Kreuzberg mit Raxblick bezogen hat.

 

Der Gast von heute verlangt für seine kostbare Urlaubszeit ständige Sonne, warmes Heil- oder Meerwasser, preisgünstiges all-inclusive, und einen guten Flug, ansonsten ist es kein Urlaub. Ganzjährig kühler Raxwind, heftige Stürme und Gewitter, Schattenlage, unbeständiges Wetter und rasche Wetterumschwünge verleiden dem betuchten “Grand Seigneur” einen längeren Aufenthalt. Semmering immer frisch, nicht nur im Sommer. Das ist nicht “neu”, hat sich seit mehr als 100 Jahren nicht geändert, ein Zustand “alt” auf den man sich immer noch verlassen kann. Aber heutzutage wohl nicht mehr touristisch nutzen.

Unklar ist, und von keinem Investor geklärt wie unter diesen geänderten Voraussetzungen das angestrebte hochgesteckte Hochpreisniveau am Semmering in Zeiten eingeschränkter Hotelbetriebe (Panoramahotel Wagner), kurzerhand zugesperrter Hotels (Stühlinger), steigender Personalkosten und -probleme (überall), langwieriger Renovierungen (Panhans) überhaupt und dauerhaft zu erzielen ist, noch dazu von drei GrandHotels. Wir haben anhand eines Wochendes im Panhans im Jahre 2011 kurz vor dessen Ende erlebt dass der damalige Wellnessbereich und das sogenannte kleine “Hallenbad” (nur über finstere Gänge erreichbar, aber ohne Kerzen und Fackeln wie bei Alma) sowie das ganze Hotel trotz dem verbliebenen patinierten Flair mit keinem der Thermen im Burgenland und der Südsteiermark konkurrenzfähig ist. Mit selbstherrlicher Euphorie, flotten Sprüchen und Lippenbekennnissen allein kann man kein GrandHotel oder LuxusRessort auf Dauer betreiben. Von jedem Hoteinvestor wäre sinnvollerweise ein überzeugendes Konzept und ein glaubhafter und erfolgversprechender Business- und Finanzierungsplan wie in der Stellungnahme der WEG Waldhof ausführlich dargestellt, vor Beginn eines Vorhabens zu verlangen, ansonsten landet man so wie leider schon einige vielumjubelte Projekte am Semmering in der Sackgasse und die hoffnungsvolle aber enttäuschte Gemeinde darf sich wieder in einer endlosen Warteschlange hinten einreihen.

Fünf Sterne sind heute nicht zeitgemäß und sollten dorthin geschickt werden wo sie hingehören, in den Himmel.

Der Semmering “Neu” lebt schon seit längerer Zeit von einem sanften Tourismus im Kleinformat, 1Tages Gästen für Ski- und Bike- Sport, und dem wanderbaren Bahnwanderweg. Ungefähr 15-20 kleine und mittlere Pensionen sowie Gaststätten mit leidenschaftlich engagierten Familien füllen die Gemeindekassen der Abgangsgemeinde redlich und unermüdlich, auch in Krisenzeiten. Klein, aber fein. Mammut Großhotels sind immer eine Gratwanderung zwischen Förderung, Krediten, und Auslastungszwang mit zweifelhaften Ausgang und belastender Nebenwirkungen (verrostende Baukräne, abbröckelnde Fassaden, leerstehende Ruinen, abschreckende Wirkung für alle Gäste, Nivellierung nach unten), ständig vom Absturz und Aussterben bedroht. Zu frisch sind bei vielen Einheimischen noch die Erinnerung an die beiden Windfahnen beim Südbahnhotel und beim Kurhaus, genannt arbeitslose Baukräne, jahrelang die Windrichtung anzeigend ohne frischen Wind für die ehrgeizigen Projekte zu bringen. Noch schlimmer sind die irreversiblen Bausünden wie der im Volksmund “Emmentaler” genannte Wohnblock eingangs der “Maxi Böhm - Strasse”, ursprünglich als Hotel konzipiert, aber nie als solches in Betrieb gegangen. Oder der durch den Wiederaufbau mehr als durch die Kriegszerstörung ruinierte Sonnhof, ehemals Pension heute auch eine parifizierte Endlösung ohne Chance auf Wiederbelebung oder Fremdenverkehr. Beleidigungen für den Sehnerv und den generften Gast, der gerade wegen dem ansonsten immer noch harmonisch erhaltenen Ortsbild zur Ansicht kommt, kaum länger. Was kann die ausnehmend schöne und sehenswerte vielschichtige blickverwöhnende Panorama - Landschaft dafür dass sie dermaßen verstellt wird ? Kein Wunder dass der verunsicherte Bürger mit neuen fragwürdigen Hotelzubauten weitere entstellende Bausünden durch euphorische Projekte befürchtet die dem Tourismus und dem Ort langfristig wieder nichts bringen außer abschreckende Beispiele mit leeren Betten und Kassen, weiteren Ruinen sowie eine Verelendung des Ortes.

Als Beispiel wie sehr heute im Luxussegment nichts mehr von allein geht sei die berühmte Kurstadt und  Weltkulturerbestadt Baden (“Great Spas of Europe”, Slogan “ins Welterbe eintauchen”)  erwähnt wo ein vielbejubeltes Hochzeitsschloss, Schlosshotel Weikersdorf, in idealer Lage im Doblhofpark direkt am größten Rosarium in Österreich, trotz einem 5-stöckigen Zubau in der heute üblichen ortsbildzerstörenden Glascontainer-Bauweise nach 3 Jahren Betrieb im Jahre 2023 wegen Konkurs wieder geschlossen werden musste. Die Gemeinde hat trotz zahlreicher Proteste und Einsprüche den unpassenden, störenden und neumodischen Zubau mit der simplen Begründung bewilligt wegfallende Betten für den Ort wegen der Sperre des erfolglosen Hotels Caruso (Parifizierung) wieder ausgleichen zu müssen, mit dem Endeffekt dass es jetzt noch weniger gibt als je zuvor, und das nachhaltig. Zu den seit Jahren stillstehenden und nur schwer wiederbelebbaren Hotels, weil auf Förderungen und Finanzinvestoren hoffend im Stillstand erstarrt, zählen im Kurort Baden noch der renommierte Sauerhof und der Herzoghof direkt vor den Toren des Kurparks, vor langer Zeit wegen Einbußen schon um die Hälfte reduziert. Auch kleinere Hotels leiden, darunter das “Schlosshotel Oth” gegenüber dem Thermalstrandbad, steht schon solange still, dass nicht nur die Fassade abbröckelt sondern auch der Schriftzug, übrig nur mehr ein verlorenes “th” (“total hinüber” im Volksmund). Der Bürgermeister zeigte sich enttäuscht und sah sich außerstande eines der maroden Hotels zu übernehmen weil es der Stadt an Ressourcen und entsprechendem know how fehle. Seine krasse Fehleinschätzung und -entscheidung hat ihm viele Sympathien bei den Bürgern gekostet, vor allem auch weil das Bauamt normalen Bürgern strenge Vorschriften für ihre privaten Häuser, wie z.B. die Farbe der Fassade und die Art des Daches aufzwingt, für Hotels gelten die restriktiven ortsbilderhaltenden Vorschriften aber nicht. In Baden geht trotz allerbestem Hintergrund und Infrastruktur nichts und am Semmering sollen 3 GrandHotels plötzlich gnadenhalber aus allen Wolken wiederauferstehen weil man dem Himmel hier näher ist ?

 

Der seinerzeitige wortgewaltige Kaffeehausliterat Peter Altenberg mit der prominenten Wohnadresse "c/o Panhans" würde an dieser Stelle vielleicht ein dezentes Bonmot pointieren > “Was ist der Unterschied zwischen Baden und Semmering ? Beides Welterbestätten, nur in Baden taucht man ein, und am Semmering fährt man ein !”

 

Um wieder zum Südbahnhotel zurückzukehren stellt sich die Frage inwieweit die geplante Verdoppelung bestehender Zimmeranzahlen oder sofortige Zu- und Neubauten nicht das Gegenteil von dem bewirkt was man eigentlich erreichen will, nämlich einen raschen Untergang. Seinerzeit hat man mit dem allerersten Hotel am Semmering auch klein angefangen, und im Laufe der Jahre mit steigendem Erfolg entsprechend langsam erweitert, genauso das Panhans. Jetzt will man plötzlich aus dem jahrzehntelangen Still-Stand von Null auf 100 beschleunigen, hungrig nach sofortigen Betten- und Gästerekorden, klingenden Kurtaxen und als Hauptwohnsitzer gemeldetes Personal. Weder das seit längerer Zeit aktive Sporthotel mit ca. 90 Zimmern noch andere Betriebe im Ort haben in letzter Zeit Zubauten vorgenommen und finden mit dem Altbestand ihr Auslangen. Das Südbahnhotel ist wie wir gesehen haben und erleben durften auch im patiniertem Zustand eine ideale Eventlocation für Kultur wie das erfolgreiche Kultur.Sommer.Semmering Festival und erstklassigen Theaterinszenierungen wie die berühmte Alma. Denken wir uns dazu den bestehenden Hotelteil (immerhin 80 Zimmer) in renoviertem Zustand als Nächtigungszimmer für die Kulturgäste, ein Café (mit Billard), ein gepflegtes gutbürgerliches Restaurant, sowie ein bespielbarer und flanierbarer Kurpark Kaloussis (K&K), und der erfolgreichen Renaissance unseres geliebten Südbahnhotels steht nichts mehr im Wege. Denkbar auch eine Verbindung mit dem zu 49% in Besitz der SBHGes. (die anderen 49% Kurhaus) stehenden Golfplatz/Meierei als eine Art einfaches Golf Ressort. So könnte ein vernünftiger Plan ohne Wahn aussehen, ursprünglich auch angekündigt, kurzfristig und -sichtig aber wieder verworfen. Alles leicht gesagt, aber schwer getan, falls es sich bei den Investoren nicht schon wieder um leider in der gesamten Vergangenheit des Semmerings regelmäßig auftauchende selbsternannte Retter und Spekulanten diverser Sorte handelt.

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